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Siezen Sie noch, oder duzt du schon?
Im Netz und in den sozialen Netzwerken wird auffällig viel geduzt. Das hat sicherlich viel mit der Kultur im englischen Sprachraum zu tun, wo das „you“ nicht unterscheidet. Doch im Deutschen schreckt das „Du“ einige Menschen auch ab. Manche fühlen sich überrumpelt. Das Kumpelhafte, Persönliche scheint nicht überall angebracht zu sein.
In meinen Beratungen und Seminaren stelle ich auch immer die Frage nach der Anrede. Denn wie soll wie denn die Zielgruppe angesprochen werden? Dann werde ich groß angeschaut, weil es eine wirkliche Gretchenfrage ist. Kaum jemand hat sofort eine Antwort parat. Wie sprechen die Unternehmen denn ihre Kunden im echten Leben an? Wie sprechen sie ihre Mitarbeiter an? Was ist die Firmenkultur?
Auch als ich meine eigene Website gestaltet habe, stand ich selbst vor der Frage „Was ist die richtige Anrede“. Du hast ja schon gemerkt, wie ich mich entschieden habe. 😉
Vermeide diesen Fehler
Was du in jedem Fall vermeiden solltest, ist die unpersönliche Ansprache über „man-Formulierungen“. Man kann oder das man sollte, man müsste…
Doch wer bitte soll „man“ sein? Damit fühlt sich niemand angesprochen.
Es gibt nicht die eine, richtige Anrede. Aber du solltest dich bewußt für eine entscheiden und diese konsequent verwenden. Nichts ist verwirrender, als wenn in einem Beitrag gedutzt, dann mal wieder gesietzt und zur Abwechlung auch noch mal ein neutrales „man“ verwendet wird. Das zeugt nicht von professioneller Kommunikation. Deshalb mach dir vorher Gedanken:
- Wie kommunizierst du am häufigsten?
- Womit fühlst du dich am wohlsten?
- Was passt zu der Mehrheit deiner engen/großen Kunden?
- Wie macht es auf der gewählten Plattform Sinn?
- Wie ist der Sprachgebrauch in diesem Netzwerk?
- Was und wen willst du langfristig erreichen in diesem Netzwerk?
Wo das „Du“ praktiziert wird
Bei den „jungen Netzwerken“ wie Facebook, Instagram, Snapchat und Twitter wird überwiegend geduzt. Hier geht es vorrangig um Unterhaltung, Spaß und Austausch mit Freunden. Da kommt es dann darauf an, wie sich deine Zielgruppe am wohlsten fühlt. Bei einer jüngeren Zielgruppe eignet sich das Duzen sehr gut. Beispiele sind junge Startups, Unterhaltungs-Webseiten oder Lifestyle-Blogs. Wenn du unsicher bist, mach eine kleine Umfrage unter deinen Kunden und in deinem Umfeld dazu.
Gerade Einzel-, Klein- und mittelständische Unternehmen sehen sich verstärkt mit dieser Frage konfrontiert. Da gibt es zum Beispiel einen meiner Kunden, der eine Pflegeeinrichtung betreibt. Soll er den Angehörigen, den er im echten Leben siezt auf Facebook duzen, nur weil man es angeblich dort so macht? Nein, nicht wenn die Begründung ist, dass man vermeintlich mehr Interaktionen erzielt, wenn man dort duzt, denn es gibt genug Gegenbeispiele. Er sollte authentisch sein. Eine förmliche Anrede auf Facebook kann auch erfolgreich sein, solange sie zu dir passt.
Wo das „Sie“ praktiziert wird
Im normalen Geschäftsleben und im B2B ist das „Sie“ nach wie vor obligatorisch. Daher herrscht auch in den Business-Netzwerken wie XING und LinkedIn die formale Anrede vor, wobei es auch hier von Branche zu Branche Unterschiede gibt. Allerdings sollten traditionelle Unternehmen oder Institutionen, wie beispielsweise Banken, ihre Nutzer stets siezen. Das „Sie“ kennzeichnet Professionalität und ist ein konventionelles Zeichen für Respekt und Höflichkeit. Und auch hier kann sich gerade die jüngere Zielgruppe durch ein respektvolles „Sie“ stärker gewertschätzt fühlen.
Es bleibt alles möglich
Bei aller Grübelei über die richtige Anrede: Es gleicht ja kein Unternehmen dem anderen und jedes hat seinen eigenen Kommunikationsstil. So ist auch für die Wahl der Anrede Spielraum vorhanden. Und wem weder das „Du“ oder „Sie“ so richtig behagt, dem bietet die deutsche Sprache auch noch das „Ihr“ als mögliche Option. Und als letzte Möglichkeit, kannst du die direkte Anrede komplett umgehen und allein in der „man“ Form kommunizieren. Ich persönlich frage mich dann allerdings, wer „man“ eigentlich ist.
Eine allgemeingültige Regel gibt es nicht – verlass dich auf dein Bauchgefühl. Unterschiedliche Anreden in unterschiedlichen Netzwerken sind okay. Versuch dann nur, konsequent bei deiner Auswahl im jeweiligen Netzwerk zu bleiben.
Und manchmal kann aus der Frage nach der richtigen Anrede auch ein Gimmik entstehen. So hat meine Webseite eine Umschaltfunktion zwischen „normal“ und „persönlich“ quasi als Übersetzungsfuntion. Denn mit einer Vortragsreihe habe ich mich an unbekannte Unternehmer:innen gewendet und ihnen die formelle Seite verlinkt. Wer mich aus den sozialen Netzwerken kennt kommt auf der gedutzen Seite raus. So haben die fremden Kunden mehr Distanz.
Ob sich das Siezten in auf meiner Webseite bemerkbar macht weiß ich noch nicht. Allerdings gab es schon postitives Feedback und zeigt, dass ich Menschen so bahandel, wie sie behandelt werden wollen.
In Abwandlung von Konfuzius sage ich:
„Behandle jeden so, wie er behandelt werden möchte – bzw. rede jeden so an, wie er angeredet werden will“
Dieser Blog-Beitrag ist ursprünglich am 13.02.2018 auf socialmediabuero.de erschienen
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