Wenn es auf Social Media kracht: Was tun bei einem Shitstorm?

29. April 2024

Geschrieben von: Indra Zahner

Ein Shitstorm, ein Begriff, der in den letzten Jahren immer häufiger im Zusammenhang mit dem Social Web aufgetaucht ist. Doch was genau versteht man eigentlich darunter? Warum sind Shitstorms so relevant und warum sollten Unternehmen und Personen, die in den sozialen Netzwerken aktiv sind, sich mit diesem Phänomen auseinandersetzen?

Was ist ein Shitstorm?

Ein Shitstorm ist eine Welle der Entrüstung, die sich in einem Kommunikationsmedium des Internets, wie beispielsweise sozialen Netzwerken, entfacht. Dabei werden negativ beleidigende Kommentare und Äußerungen gegen eine bestimmte Person, ein Unternehmen oder ein Produkt gerichtet. Der Begriff „Shitstorm“ wurde 2011 zum Anglizismus des Jahres gekürt und kommt ursprünglich aus dem Englischen.

Warum ist ein Shitstorm relevant?

Shitstorms haben eine immense negative Wirkung auf Unternehmen und Personen, die Opfer einer solchen Entrüstungswelle werden. Durch die hohe Reichweite und das schnelle Tempo, in dem sich Informationen im Internet verbreiten, kann ein Shitstorm innerhalb kürzester Zeit einen massiven Imageschaden verursachen. Negative Kommentare und beleidigende Äußerungen verbreiten sich wie ein Lauffeuer und erreichen eine breite Öffentlichkeit.

Beispiele für prominente Shitstorms

Ein bekanntes Beispiel für einen Shitstorm ist der Fall um Nestlé im Jahr 2010. Das Unternehmen geriet in die Kritik von Greenpeace aufgrund von umstrittenen Lieferketten im Zusammenhang mit Palmöl. Menschen aus der ganzen Welt äußerten ihre Empörung in den sozialen Netzwerken und boykottierten Nestlé-Produkte. Ein weiteres Beispiel ist der Shitstorm von Pril im Jahr 2016. Pril veröffentlichte auf Facebook ein Bild, das im Zusammenhang mit der Flüchtlingskrise interpretiert werden konnte. Dies führte zu einem Sturm der Entrüstung in den sozialen Netzwerken. Doch wie entstehen solche Shitstorms und wie entwickeln sie sich?

Shitstorm-Phänomen verstehen

 

Wie entsteht ein Shitstorm?

Ein Shitstorm kann aus den unterschiedlichsten Gründen entstehen. Oftmals sind es kontroverse Aussagen, ungeschickte Äußerungen oder auch skandalträchtige Handlungen von Unternehmen oder Personen, die die Empörung der Internetnutzer auslösen. Das Internetphänomen kann aber auch ganz spontan entstehen, ohne dass ein bestimmter Auslöser erkennbar ist. In manchen Fällen spielen auch externe Akteure eine Rolle, die gezielt einen Shitstorm initiieren, um einem Unternehmen oder einer Person zu schaden.

Wie entwickelt sich ein Shitstorm?

Ein Shitstorm entwickelt sich oft in mehreren Phasen. Alles beginnt mit der Verbreitung einer Provokation oder kontroversen Äußerung. Diese kann beispielsweise in einem Post auf einer Unternehmensseite oder einem persönlichen Profil in den sozialen Netzwerken erfolgen. Schnell verbreiten sich die negativen Inhalte im Social Web und erreichen eine hohe Anzahl von Menschen. Es folgt eine große Welle der Empörung, in der sich immer mehr Nutzer zu Wort melden und ihre Kritik äußern. Schließlich kann es zu einer Verschärfung der Situation kommen, wenn sich die Entrüstung auf andere Kommunikationskanäle ausweitet oder Medienberichte über den Shitstorm veröffentlicht werden.

Welche Auswirkungen hat ein Shitstorm?

Ein Shitstorm kann schwerwiegende Auswirkungen auf das Ansehen eines Unternehmens oder einer Person haben. Neben dem Imageschaden können auch finanzielle Verluste die Folge sein. Kunden können aufgrund der negativen Berichterstattung und Äußerungen ihre Kaufentscheidungen revidieren oder das Unternehmen sogar komplett boykottieren. Zudem kann ein Shitstorm auch Auswirkungen auf die Mitarbeiter eines Unternehmens haben. Sie müssen sich mit den negativen Kommentaren auseinandersetzen und können unter Umständen demotiviert oder verunsichert werden.

Shitstorm-Management

 

Die Bedeutung eines professionellen Shitstorm-Managements

Angesichts der potenziell verheerenden Auswirkungen, die ein Shitstorm haben kann, ist ein professionelles Shitstorm-Management von großer Bedeutung. Es geht darum, den Shitstorm frühzeitig zu erkennen, angemessen zu reagieren und das Image zu schützen. Ein gut durchdachtes Krisenmanagement kann dazu beitragen, den Schaden zu minimieren und das Vertrauen der Öffentlichkeit zurückzugewinnen.

Der Umgang mit einem Shitstorm

Im Umgang mit einem Shitstorm ist es wichtig, Ruhe zu bewahren und nicht in Panik zu geraten. Es ist ratsam, die Vorwürfe ernst zu nehmen und sich zeitnah dazu zu äußern. Eine transparente Kommunikation und eine schnelle Reaktion können dazu beitragen, das Vertrauen der Nutzer zurückzugewinnen und den Shitstorm einzudämmen. Es ist ratsam, sich nicht auf Provokationen einzulassen und stattdessen sachlich und professionell zu reagieren.

Empfehlungen für das Krisenmanagement

Um mit einem Shitstorm erfolgreich umzugehen, sind einige Empfehlungen für das Krisenmanagement zu beachten. Dazu gehört die frühzeitige Erkennung und Analyse von potenziellen Krisenherden. Eine kontinuierliche Beobachtung des Online-Geschehens und eine aktive Präsenz in den sozialen Netzwerken sind essenziell. Darüber hinaus ist es wichtig, klare Richtlinien für die Kommunikation in Krisensituationen zu haben und sich auf mögliche Szenarien vorzubereiten.

Reputationsmanagement und Social Media Monitoring

 

Warum ist Reputationsmanagement wichtig?

Reputationsmanagement ist von großer Bedeutung, um das Ansehen eines Unternehmens oder einer Person zu wahren. Gerade in Zeiten von Social Media, in denen Meinungen und Bewertungen schnell verbreitet werden können, ist es wichtig, das eigene Image aktiv zu managen. Ein guter Ruf kann sich positiv auf das Vertrauen der Kunden, Partner und Stakeholder auswirken und somit den Erfolg eines Unternehmens unterstützen.

Die Rolle von Social Media Monitoring

Social Media Monitoring spielt eine entscheidende Rolle im Reputationsmanagement. Durch das ständige Beobachten und Auswerten von Social-Media-Kanälen können Unternehmen frühzeitig potenzielle Krisensituationen erkennen und angemessen darauf reagieren. Es ermöglicht außerdem die Identifizierung von Influencern und Meinungsführern, mit denen eine positive Zusammenarbeit angestrebt werden kann.

Best Practices für das Monitoring von Shitstorms

Beim Monitoring von Shitstorms sollten Unternehmen einige Best Practices beachten. Dazu gehört die Nutzung von Tools und Software zur Überwachung von Social-Media-Kanälen. Es ist ratsam, wichtige Keywords und Begriffe, die mit dem Unternehmen oder der Marke in Verbindung stehen, zu identifizieren und zu überwachen (Zum Beispiel mit Google Alerts). Zudem ist es wichtig, frühzeitig auf Trends und Entwicklungen zu reagieren und gegebenenfalls eine proaktive Kommunikation einzuleiten, um die Kontrolle über die Situation zu behalten.

Praxisbeispiele und Lektionen

 

Case Study: Pril und der Shitstorm

Ein interessantes Praxisbeispiel ist der Shitstorm von Pril. Das Unternehmen veröffentlichte auf Facebook ein Bild, das im Zusammenhang mit der Flüchtlingskrise interpretiert werden konnte. Dies führte zu einem Shitstorm in den sozialen Netzwerken. Das Unternehmen reagierte schnell und professionell, löschte das Bild und entschuldigte sich für die entstandene Empörung. Zudem initiierte das Unternehmen eine Spendenaktion für Flüchtlinge, um das Image wieder zu verbessern. Diese Reaktion zeigte, wie wichtig ein schnelles und angemessenes Krisenmanagement ist.

Case Study: True Fruits

Ein anderes Praxisbeispiel für eine nicht geglückte Reaktion auf einen Shitstorm lieferte das Unternehmen True Fruits. 2017 stieß eine Werbekampagne in Österreich auf starke Kritik. Dem Unternehmen wurde Rassismus und Sexismus vorgeworfen. Die Firma True Fruits reagierte auf die Rassismus und Sexismus Vorwürfen mit einem Statement auf Instagram, indem sie Kritiker und „vermeintlich Diskriminierte“ mehrfach als dumm bezeichnen und erklären, dass es keinen Grund gäbe sich über die Kampagne aufzuregen. Diese Reaktion heizte den Shitstorm weiter an und verbesserte die Situation nicht. 

Zu dem Fall von True Fruits hat Hagen aus meinem Team eine Arbeit geschrieben, die du hier lesen kannst. 

Wichtige Lektionen aus vergangenen Shitstorms

Aus vergangenen Shitstorms lassen sich einige wichtige Lektionen ziehen. Eine schnelle Reaktionszeit ist entscheidend, um die Kontrolle über die Situation zu behalten. Transparente und offene Kommunikation kann dabei helfen, das Vertrauen der Nutzer zurückzugewinnen. Zudem sollte man nicht auf Provokationen eingehen und sachlich bleiben. Eine proaktive Kommunikation und das Ergreifen positiver Maßnahmen können dazu beitragen, das Image langfristig zu verbessern.

Zusammenfassung und Fazit

 

Die Bedeutung einer angemessenen Reaktion auf Shitstorms

Ein Shitstorm kann schwerwiegende Auswirkungen auf das Image eines Unternehmens oder einer Person haben. Eine angemessene Reaktion auf einen Shitstorm ist daher von großer Bedeutung, um den Schaden zu minimieren und das Vertrauen der Öffentlichkeit zurückzugewinnen. Ein professionelles Shitstorm-Management, Reputationsmanagement und Social Media Monitoring sind dabei essentiell.

Der Wert von Krisenkommunikation

Krisenkommunikation spielt eine entscheidende Rolle im Umgang mit Shitstorms. Eine transparente Kommunikation, eine schnelle Reaktionszeit und eine professionelle Herangehensweise sind dabei erfolgsentscheidend. Eine kluge und überlegte Krisenkommunikation kann dazu beitragen, das Image zu schützen und das Vertrauen der Öffentlichkeit zu erhalten.

Empfehlungen für die Zukunft

Um zukünftigen Shitstorms effektiv begegnen zu können, sind einige Empfehlungen zu beachten. Dazu gehört die kontinuierliche Beobachtung des Online-Geschehens, eine proaktive Kommunikation und eine gute Vorbereitung auf mögliche Szenarien. Zudem sollte das Shitstorm-Management fest in die Unternehmensstrategie integriert und regelmäßig überprüft werden. Nur so können Unternehmen und Personen einen Shitstorm erfolgreich bewältigen und langfristig das Vertrauen der Nutzer zurückgewinnen.

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Indra Zahner

Der Autor

Indra Zahner ist studierte Diplom-Betriebswirtin (FH) mit dem Schwerpunkt Marketing & Tourismus. Bis 2014 war sie als Leiterin für Unternehmenskommunikation bei einem großen Versicherungsvermittler verantwortlich für die PR, das Reputationsmanagement sowie die Kunden- und Mitarbeiterkommunikation. 2015 machte sie sich in ihrer Harzer Heimat als Marketing-Beraterin selbstständig und begleitete mehr als 100 Unternehmen aus allen Branchen in die Social Media Welt. Seit 2018 wird ihre Beratung durch das Programm „Förderung des unternehmerischen Know How“ der BAFA und seit 2021 durch das Förderprogramm „Niedersachsen Digital aufgeLaden“ der NBank unterstützt.

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